Die Gasse

cf: Black Manor - vor dem Manor

Routiniert, selbstverständlich in einem Stück und auch ein klein wenig selbstzufrieden brachte Cassiopeia sich selbst und ihre Schwester in die Winkelgasse und landete auch nicht auf dem Kopf eines anderen Zauberers, der sich gerade auf der Straße aufhielt - und davon gab es viele...
"Na bitte, wirklich kein Kunststück", rieb sie Lucia selbstzufrieden unter die Nase und machte sich von deren Hand los.
Es war wie schon erwähnt relativ voll, aber eigentlich mochte Cassiopeia die Winkelgasse am liebsten, wenn sie belebt war. Es tummelten sich zwar zu viele Schlammblüter und sogar ein paar Muggel, was man einfach nur als wiederlich bezeichenen konnte, aber dafür gab es auch interessante Gesellschaft. Und außerdem bedeutete eine volle Winkelgasse, dass viele Leute sie sehen würden, immerhin waren die beiden Blacks nie besonders unauffällig.
"Ich würde sagen, die Bücher holen wir als letztes.", schlug Cassiopeia vor, wobei es mehr nach einem Befehl als nach einem Vorschlag klang.

"Ja, das wär wirklich schön. Ohne dich ist es manchmal doch sehr langweilig.", stimmte er seiner Freundin zu und lächelte sie fröhlich an. Während der vergangenen Wochen hatte er sich oft vorgestellt, wie es wäre, wenn sie bei ihm wäre. Zu gern hätte er sie einfach mal zu sich eingeladen.
"Schade, dass sich unsere Familien nicht besser verstehen. Das würde alles so viel leichter machen. Aber hey, nicht mehr lang und du hast mich wieder jeden Tag an der Backe."

"Oh ja, es ist langweilig. Aber im Gegensetz zu mir hast du ja noch deinen Bruder und deine Schwester." erwiderte Vero und lächelte ebenfalls. Es wäre wirklich schön gewesen, wenn sie Albus in den Ferien mal gesehen hätte, doch das lag leider nicht im Bereich des Möglichen.
"Sehr schade, ja. Nur gibt es da das Problem, dass mein Vater deinen Dad am liebsten umbringen würde, weil der den Dunklen Lord getötet hat." sagte die Slytherin und grinste dann. Doch von einem auf den anderen Moment wurde sie kreidebleich. Aus dem Augenwinkel hatte sie die Gestalt ihres Vaters bemerkt, der sich durch die Menge pflügte. Doch zum, Glück hatte der seine Tochter nicht entdeckte sondern ging zielstrebig auf das Nabucco zu. Veronica stieß ein erleichtertes Seufzen aus.
"Ja, dann habe ich die jeden Tag wieder an der Backe"

cf: Madam Malkins
Sie waren wieder auf der Winkelgasse angekommen. Der Malfoy sah sich kurz um, sah aber kein bekanntes Gesicht, da so viele Leute unterwegs waren. „Keine Ahnung... Brauchst du noch irgendetwas? Ich hab eigentlich alles.“ Scorpius blickte auf die Bücher, die Trent für ihn trug und sah ihn dann zugleich fragend, abwartend und ungeduldig an. Er hasste es wirklich, zwischen so vielen Leuten zu stehen, weshalb er sich zu einem Platz begab, auf dem weniger los war. So hätte er auch einen guten Überblick über die Straße gehabt, jedoch sah er sich dann nicht wirklich um, sondern wartete nur auf die Antwort seines besten Freundes.

"Ach, Geschwister werden generell überbewertet.", erwiderte Al schmunzelnd. Er hatte das dringende Gefühl, sein Gegenüber irgendwie aufmuntern zu müssen. Denn sie hatte ja Recht. Er verstand sich vielleicht nicht immer zwingend gut mit James und Lily, aber im Grund war er doch froh, dass es sie gab. Sie hingegen hatte niemanden zu Hause außer ihren Eltern.
"Ich fürchte nur, die Streitigkeiten unserer Väter werden sich nicht einfach durch ein freundliches Gespräch lösen lassen. Es ist wirklich unfair. Nur weil die sich nicht leiden können, können wir uns nicht sehen."

Veronica schnaubte "Ja, werden sie. Vor allem, wenn sie ja so viel besser gewesen wären, als man selbst ist. Ich meine ... Richard hier, Richard da, Richard hätte das alles viel besser gemacht als du! Und dabei ist er seit zwölf Jahren tot!" Man konnte deutlich den Unmut aus ihrem Tonfall heraushören. Dann nickte die Slytherin, erholte sich langsam wieder von dem Schock.
"Ja, diese Befürchtung habe ich auch und es würden innerhalb weniger Sekunden Zauberstäbe gezückt. Und ich muss unsere Freundschaft geheimhalten, weil ich sonst tot bin"

Albus spürte, wie er selbst traurig wurde, als Vero ihm von ihrem Vater und den Vergleichen mit ihrem Bruder erzählte. Er selbst hatte sich nur zu oft als schlechteren Abklatsch von James gesehen, aber er wusste, dass es nichts im Vergleich zu dem war, was sie durchmachen musste.
"Nimm's mir nicht übel, aber dein Vater ist ein Idiot, wenn er nicht merkt, was für eine wunderbare Tochter er hat." Liebevoll legte er seine Hand auf ihren Oberarm und strich kurz sanft darüber, ehe er seine Hand wieder zurückzog.
"Tot will ich dich auf keinen Fall sehen. Da bin ich dann doch lieber dein kleines Geheimnis."

Vero rang sich ein Lächeln ab. In den Augen ihres Vaters war sie unfähig, es nicht wert den Namen Raven zu tragen, eben ein nichts, egal wie sehr sie sich bemühte ihm alles recht zu machen, doch sie war immer noch zu schlecht, genügte seinen Ansprüchen einfach nicht.
"Ich weiß, dass er ein Idiot ist, aber darüber hinaus ist er auch noch grausam und skrupellos und schreckt vor nichts zurück." Die Slytherin ließ es zu, dass Albus kurz seine Hand auf ihren Oberarm legte und sanft darüber strich. Sie war froh, dass sie einen so guten Freund gefunden hatte.
"Ich hänge auch noch an meinem Leben,, also wirst du weiterhin mein kleines Geheminis bleiben." meinte Veronica und dankte im Stillen mal wieder der Tatsache, dass ihr Vater keine Leglimentik beherrschte.

"Hm, ich beneide dich wirklich nicht. Aber wenn du mal irgendwie Hilfe brauchst... Naja, ich bin da.", versprach er ihr. Die Worte kamen ihm ein wenig blöd vor. Gerne hätte er irgendetwas Sinnvolleres gesagt, sie richtig getröstet. Aber ihm fiel nichts ein, was in irgendeiner Form passend gewesen wäre. Er konnte sich nur ein ungefähres Bild davon machen, was im Hause Raven vor sich ging. Und als 16-jähriger Zauberer könnte er da kaum etwas anrichten.
"Aber genug von irgendwelchen Vätern. Das zieht einen ja nur runter. Hast du schon all deine Sachen fürs nächste Schuljahr beisammen? Sonst begleite ich dich noch ein bisschen."

cf: Vor dem Mannor

Lucia tauchte plötzlich in der Winkelgasse auf und sah sich fast ein wenig verdutzt um. Von einem Moment auf den Anderen war sie also an einem anderen Ort gewesen. Faszinierende Sache, wie Lucia fand. "Gut, dann holen wir die Bücher als letztes. Und was zuerst? Klamotten?", fragte das Mädchen seine Schwester lächelnd. "Ich brauch unbedingt einen Festumhang und einen Schulumhang und etwas für meine Freizeit. Ein Kleid wäre nicht schlecht oder... etwas in der Art", meinte das Mädchen zu seiner Schwester

Das Gesicht wurde zu einer abwertenden Fratze verzogen, als er sich wieder einmal die vielen Leute in der Winkelgasse gewahr wurde. Am liebsten würde er auf den Boden spucken, doch das zeugte nicht wirklich von Manieren und anständigen Benehmen. Als sein bester Freund ihn fragte, ob er noch etwas brauchte schüttelte Trent den Kopf. „Nein, eigentlich hab ich jetzt alles.“
Er folgte dem Malfoy auf den freien Platz und sah sich ebenfalls um. Bei dem Anblick von dem Qidditschladen stieß er Scorpius mit dem Ellengogen an. „Wir konnten ja ins Qualität fürs Quidditsch. Einfach nur schaun. So Windowshopping mäßig“, meinte er mit einem Kopfnicken auf das Geschäft. Sinnvoll wäre es ja, da die beiden so wie so zusammen in Slytherin-Team waren.

"Danke, Al. Ich werde daran denken" sagte Veronica ehrlich. Sie bezweifelte zwar, dass der Potter etwas ausrichten würde können, aber sie fand es zielich nett. Bei seiner Frage ging sie kurz im Kopf die List durch. Umhänge passten noch alle, Trankzutaten hatte sie auch noch. "Ja, ich hab alles beisammen, muss nur noch in die Nokturngasse" antwortete sie.

"In die Nokturngasse?", fragte Al erstaunt nach. Er erinnerte sich daran, wie seine Eltern ihn immer vor dieser Abzweigung der Winkelgasse gewarnt hatten. Dort gab es nur böse Hexen und Zauberer, die einem nur Böses wollten, hatten sie erzählt. Albus war sich jedoch sicher, dass seine Eltern in der Darstellung immer etwas übertrieben hatten, um ihn vor der Gasse fernzuhalten. Doch eigentlich hatte es ihn nur noch neugieriger gemacht. Für Veronica war ein Besuch in der Nokturngasse sicherlich nichts, was ihre Eltern ihr verbieten würden, wurde ihm dann klar.
"Da hat eine kleine Hexe wie du aber nichts verloren.", ergänzte er und ein Grinsen schlich sich erneut auf Albus' Gesicht. "Du heckst doch nicht etwa was aus, oder? Ich würde ja mitkommen, aber meine Eltern würden mich umbringen, wenn sie erfahren würden, wo ich war. Und dein Vater würde vermutlich dich umbringen, wenn er erfährt, mit wem du da warst."

Veronica nickte. "Ja, in die Nokturngasse" bestätigte sie, wunderte ich über Albus' Erstaunen. Für sie waren gelegentliche Besuche dort - egal ob allein oder zusammen mit ihrem Vater - schon zur Gewohnheit geworden. Dann fiel ihr aber ein, dass seine Eltern ihm verboten haben könnten in die Gasse zu gehen, immerhin galt sie bei so ziemlich jedem als der Ort, an dem sich die meisten Schwarzmagier tummelten und für den Sohn von Harry Potter war es dort sicherlich viel zu gefährlich. Veronica würde sich notfalls immerhin verteidigen können. Dann zog sie eine Augenbraue hoch.
„Ach ja? Als Tochter eines Todessers bezweifle ich die Richtigkeit deiner Aussage“ erwiderte die Slytherin, schüttelte dann den Kopf. „Nein, ich hecke nichts aus, ich muss etwas abholen gehen. Aber ich frage mich, warum Vater das nicht selbst tut, wenn er denn schonmal hier ist“ fügte sie hinzu. „Es wäre aus diesen Gründen keine gute Idee, wenn du mitkommen würdest“

"Etwas abholen?" wiederholte Albus die Worte der Slytherin und mutmaßte weiter: "Ich will wahrscheinlich nicht wissen, was genau das sein soll."
Das gibt am Ende doch nur Ärger, dachte er im Stillen für sich. Er war vielleicht ein Slytherin, aber er war dennoch weit entfernt von den Pfaden der dunkelsten Magie. Weder in der Schule, noch zu Hause erfuhr er das, was Veronica vermutlich schon alles darüber wusste.
"Ich versuch am besten gar nicht deinen Vater zu verstehen. Wahrscheinlich weiß nur er selbst, warum er nicht selbst geht. Vielleicht will er dich ja ein bisschen mehr in seine Geschäfte miteinspannen?", grübelte Al ein wenig. "Wie auch immer... Ich sollte wirklich besser nicht mitkommen. Das gibt nur Ärger und außerdem hab ich auch noch viel zu besorgen."

Abermals nickte die Slytherin.
"Etwas abholen, genau" bestätigte sie und zuckte mit den Achseln. "Da hast du höchstwahrscheinlich recht. Ich weiß ja selbst nicht mal, was ich genau abholen soll. Geht mich ja auch nichts an." Veronicas Mundwinkel zuckten leicht.
"Ich verstehe ihn ja selbst nicht mal, aber was solls ... Ich bezweifle es, dass er mich in seine Geschäfte einbringen will, immerhin bin ich nur ein Mädchen" sagt die Slytherin mit bitterem, resigniertem Tonfall.
"Nun ja, ich muss dann mal los ... wir sehen uns im Hogwarts- Express?"

Nur ein Mädchen... Albus bemerkte den bitteren Ton in Veronicas Stimme, als sie diese Worte sagte. Es war wirklich nicht fair von ihrem Vater, dass er nicht mehr in seiner Tochter sah. Albus hatte das Gefühl, er sollte dazu irgendetwas sagen. Aber was? Es waren mehr die Frauen im Weasley/Potter-Clan, die bei so etwas die passenden Worte fanden. Albus fühlte sich hingegen mehr unbeholfen und entschied sich daher, das Thema nicht weiter zu vertiefen.
"Ja, wir sehen uns dann im Hogwarts-Express. Ich freu mich schon. Also bis dann!"

Vero nickte lächelnd. "Ich freu mich auch schon. Bis dann" sagte sie und wandte sich ab, um sich durch die Menge zu drängen. Dennoch drehte die Slytherin sich noch einmal um und sah ihren besten Freund an, bevor sie endgültig in dem Meer von Menschen verschwand, machte sich auf den Weg zur Nokturngasse.

Tbc: Nokturngasse – Borgin & Burkes